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14. Kommando am Limes


Die in Aalen stationierte Ala II Flavia milliaria ist die vornehmste Auxiliartruppe Rätiens. Ihrem Kommandanten (praefectus alae) unterstehen die Besatzungen der Nachbarkastelle am rätischen Limes: Schirenhof, Böbingen, Buch, Halheim.


Lit.: Die Römer in Baden-Württemberg2 (Stuttgart 1976) 242. 271. 498. 509ff.




Laufbahn des Aalener Reiterpraefecten


Der Aalener Reiterpraefect gehört dem Ritterstande an (ordo equester). Er muß ein Vermögen von mindestens 400 000 Sesterzen besitzen. Der Jahressold eines Legionars zur Zeit des Kaisers Domitian beträgt etwa 1200 Sesterzen (300 Denare).

Die Rangstufe des Praefectus alae milliariae ist seit der Mitte des 2.Jh. n. Chr. die Endstufe der ‚quarta militia equestris’ der vierfachen Ritterkarriere. Bevor der Kaiser in Rom durch seine Kanzlei ab epistolis (zur Führung der amtlichen Korrespondenz des Kaisers) den Alenpraefecten in Aalen ernennt, muß dieser sich in 3 Offiziersstellen bewähren: Er beginnt seine Karriere als junger Ritter im Alter von 17 bis 20 Jahren als Kommandant einer Auxiliarkohorte von 500 Mann (cohors quingenaria).

Danach avanciert er zum Kommandanten einer Kohorte von 1 000 Mann (tribunus cohortis milliariae) oder zum Oberst in einer Legion (tribunus angusticlavius militum legionis).

Nächste Beförderungsstufe: Kommandant einer Einheit von 500 Reitern (praefectus alae quingenariae).

Erst danach kann er Kommandant eines Reiterregimentes von 1 000 Reitern werden (praefectus alae milliariae). Der Praefectus alae milliariae avanciert dann zum Chef der kaiserlichen Finanzen in einer Provinz (procurator Augusti) mit einem Jahresgehalt von 100 000 Sesterzen (procurator centenarius) (Abb. 79).



Aalener Reiterpraefect wird Finanzminister in Jugoslawien


Der Aalener Reiterpraefect Tiberius Claudius Rufus erhält um die Mitte des 2.Jh. n. Chr. im Stabsgebäude (principia) des Kastells Aalen die kaiserliche Ernennungsurkunde zum Chef der kaiserlichen Finanzen (procurator Augusti) der Provincia Pannonia superior und siedelt von Aalen nach Poetovio/Pettau in Jugoslawien über mit einem Jahresgehalt von 100 000 Sesterzen.



Graphik: Ämterlaufbahn (cursus honorum) eines um 160 n. Chr. in Aalen stationierten Reiterpraefecten



Abb.79 Ämterlaufbahn (cursus honorum) eines Aalener Reiterpraefecten, der in Afrika gestorben ist.


Eine in Segermes, südlich von Tunis, gefundene Inschrift nennt die Ämterlaufbahn eines um 160 n. Chr. in Aalen stationierten Reiterpraefecten der Ala II Flavia milliaria. Er ist am Ende seiner Laufbahn Verwalter der kaiserlichen Güter bei Hadrumetum/Sousse in Tunesien in der Provincia Africa proconsularis. Leider ist sein Name nicht erhalten. Er beginnt seine Karriere als junger Ritter als


1. Kommandant der Cohors XX. voluntariorum, einer Einheit von 500 Soldaten (praefectus cohortis quingenariae)


Dann wird er programmgemäß:


2. Oberst (tribunus angusticlavius militum) in der Legio XIII Gemina in Apulum/Alba Julia in Rumänien.


3. Kommandant der Ala Vettonum, einer Einheit von 500 Reitern (paefectus alae quigenariae).


4. Kommandant der Ala II Flavia mlliaria in Aalen um 160 n. Chr., einer Einheit von 1000 Reitern (praefectus alae milliariae).


Es folgen:


5. ein Sonderkommando als Kommissar für den Straßenbau östlich von Rom: Curator viae Pedanae.

6. Chef der kaiserlichen Finanzen (procurator Augusti) der Provincia Pannonia superior mit Sitz in Poetovio/ Pettau in Jugoslawien.

7. Verwalter der kaiserlichen Güter bei Hadrumetum/ Sousse in Tunesien, in der Provincia Africa proconsularis, wahrscheinlich zur Zeit der gemeinsamen Regierung von Marcus Aurelius Antoninus und Lucius Aurelius Verus (161—169 n. Chr.).

Die Procuratorenposten in Jugoslawien und in Afrika hat er als Procurator centenarius verwaltet, mit emem Jahresgehalt von 100 000 Sesterzen.


Lit.: O. Hirschfeld, Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten bis auf Diocletian (2. Aufl. Berlin 1905).— E. Ritterling, Fasti des römischen Deutschland unter dem Principat (Wien 1932). — A. Stern, Der römische Ritterstand (München 1927). — G. Alföldv, Die Legionslegaten der römischen Rheinarmeen. Epigraph. Studien 3 (Köln—Graz 1967). — Ders.. Die Generalität des römischen Heeres, in: Bonner Jahrb. 169. 1969, 233—246 — Ders., Römische Sozialgeschichte (Wiesbaden 1975). — H. G. Pflaum. RE XXIII, 1 (1957) 1240—1279 s. v. Procurator. — Ders., Les carrières procuratoriennes équestres sous le Haut-Empire Romain 1—4 (Paris 1960—1961). — E. Birley. Beförderungen und Versetzungen im römischen Heer. in: Carnuntum Jahrb. 1957, 3—20. - G. Winkler. Die Reichsbeamten von Noricum und ihr Personal (Wien 1969). - Ders., Die Statthalter der römischen Provinz Rätien unter dem Prinzipat. in: Bayer. Vorgeschichtsbl. 36. 1971.50—101.— W. Eck. Senatoren von Vespasian bis Hadrian, in: Vestigia 13 (Heidelberg 1970).— Ders., Beförderungskriterien innerhalb der senatorischen Laufbahn, dargestellt an der Zeit von 69 bis 188 n.Chr., in: Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt II, 1 (Berlin—New York 1974) 158—228. — H. W. Böhme, Römische Beamtenkarrieren. Limesmuseum Aalen 16 (Stuttgart 1977).


Abb.80 Bronzestatuette des Mars, nackt, mit Helm. H. 19,4 cm. – FO: Bei Kastell Böbingen, Ostalbkreis. 2./3.Jhd.n.Chr.


Funde aus den Kastellen Lorch, Schirenhof, Böbingen, Buch, Heidenheim


1. Mars, nackt, behelmt. — Bronzestatuette. - H. 19,4 cm. - Inv. Nu 1. FO: Etwa 110 m südöstlich der Porta decumana des Kastells Unterböbingen; etwa in der Mitte der Silcherstraße (Mitte Parz. 594 nahe dem Ostrand) zusammen mit mehreren Gegenständen aus Eisen gefunden. - 2./3.Jh. n. Chr. (Abb. 80).


Lit.: A. H. Nuber, Ein Mars von Böbingen an der Rems, in: Germania 41. 1963, 350ff. — Fundber. aus Schwaben 18 Il,1967. 83ff.


2. Tropaion, Siegeszeichen. — Bronze. — H. 16,5 an.— Inv. R 67, 85. — FO: In der Nähe des Kastells Lorch, Ostalbkreis, gefunden. - 2.Jh. n.Chr.

An einem kreuzförmigen Holzstamm sind ein römischer Helm und Panzer sowie zwei Sechseckschilde aufgehängt. Das Tropaion, ursprünglich ein Denkmal aus Feindeswaffen, wurde nach errungenem Sieg an einem gewurzelten Baum dort gesetzt, wo die Schlacht entschieden und der Feind genötigt worden war, sich zur Flucht zu wenden.


Lit.: Fr. Lammert, RE VII A Tropaion 663ff.



3. Adler, wahrscheinlich von einem Paradehelm. -Bronzehohlguß, graviert. — H. 6,5 cm. - Inv. R 72, 1a. - FO: Kastell Heidenheim, 1966 im Abbruchschutt der Kastellmauer. — 2.Jh. n. Chr. (Umschlag-Vorderseite).


Lit.: B. Cichy. Das römische Heidenheim (Heidenheim 1971) 59 —Garbsch, Römische Paraderüstungen (München 1978) Taf. 12



4. Bruchstück eines Militärdiploms. - Bronze. - H. noch 41 mm. Br. noch 34 mm. - Inv. R 209, 12 (A 432). — FO: In der Praetentura des Kastells Unterböbingen, 28 m hinter der Nordfront nach der Nordostecke zu, wo eine große Baracke gestanden hat. — Zeit: Wahrscheinlich nach 134 n. Chr.

Nach Zangemeister ist auf dem Bruchstück noch zu lesen:


Stro[bilo ?/ Descri] pt (um) et recog[nit (um) ex tabula aenea, quae f]ix(a) est Rom(ae) in [muro post templum divi] Aug(usti) [ad Minervam].

... Strobilus (?) ... ist der Name des entlassenen Soldaten. Dann folgt die auf allen Militärdiplomen immer wiederkehrende Formel: ‚Uberprüfte Abschrift von der Bronzetafel, die in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des Augustus beim Standbild der Minerva angeschlagen ist (auf dem Palatin).‘ - Hierzu Vitrine 17.


Lit.: Haug-Sixt 1914, 126 Nr. 61.— H.-.J. Kellner, Bayer. Vorgeschichtsbl. 33, 1968, 92ff. Beilage 1.



FO: Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis:


5. 6 vergoldete Bronzebuchstaben: A, I, N, T (zweimal), X. — H. 75—90 mm. — Inv. R 177,7. — FO: Im Jahre 1888 in der Nähe der Porta principalis dextra, innerhalb des Kastells Schirenhof gefunden. Die Buchstaben waren an ihren Enden mit eisernen Nägeln auf einer Tafel aus weißem Sandstein befestigt. Vermutlich handelt es sich um Teile einer Bauinschrift (Umbau?) des Kastells. Die Inschrift war wohl außen an der Porta principalis dextra angebracht.


Lit.: Haug-Sixt 1914, 128 Nr. 65


6. Bronzeanhänger mit Emaileinlage. — L. 4,3 cm. -Inv. R 74, 813.2057. 7.


7. Ring mit eingraviertem MiN auf der Ringplatte. -Bronze. - Dm. 2 cm. - Inv. R 177,6


8. Schreibgriffel (stilus). — Eisen. — L. 7,8 cm. — Inv. R 74, 813.206


9. Eisenring. — Dm. 3,3 cm. — Inv. SE 1 2,62


10. Löffel, Silber/Bronze. — L. 14,8 cm. — Inv. R 74,813.229


11. Schloßbeschläg, Bronze. — L. 10,4 cm. - Inv. R 80, 473


12. 2 Schlüssel von Drehschlössern, Eisen. — L.8,7—7,6 cm. — Inv. R 74, 813.61.38


13. 3 Schlüssel von Schiebeschlössern, Eisen. — L. 8,9—5,8 cm. — Inv. R 74, 813.65.206


14. 2 Hebeschlüssel, Eisen. — L. 17—18 cm. — Inv. R 74, 812.84; 813.192


15. 3 Geschoßspitzen, Eisen. — L. 6,5—10 cm. — Inv.R 74, 812.54; 813.19.25; SG V 2.60


16. Lanzenspitze, Eisen. — L. 9,2—18,5 cm. — Inv. R 74, 813.19


17. Schaber, Eisen. — L. 7 cm. — Inv. R 209,9. — FO: Böbingen, Ostalbkreis.


18. Bruchstücke eines Sägeblattes, Eisen. — L. 20cm. — Inv. R 74, 813.219

19. Bruchstück eines Sägeblattes, Eisen. - L. 7 cm. -Inv. R 74, 813.140

20 Hacke, Eisen. — L. 19 cm. — Inv. R 74, 813.63



FO: Rainau-Buch, Ostalbkreis:



21. 5 Geschoßspitzen, Eisen. — L. 7,3—13 cm. — Inv.A 188. A 29, 64. R 80, 129


22. Lanzenspitze, Eisen. — L. 12,8 cm. — Inv. R 80,128


23. 2 Henkel, Bronze. — L. 5,7—9,2 cm. — Inv. R 80,113.388


24. 4 Bronzescheiben. — Dm.3,4—4,4 cm. — Inv. R80, 406.129


25. 3 Fibeln, Bronze. — L. 3,2—5,5 cm. — Inv. R 25,5.12; R 80, 426


26. Messer, Eisen. — L. 18,7 cm. — Inv. R 80, 304


27. Haken, Eisen. — L. 16,4 cm. — Inv. R 25, 7


28. Schreibgriffel (stilus), Eisen. - L. 12 cm. - Inv. R80, 426




FO: Böbingen, Ostalbkreis:


29. 6 Geschoßspitzen, Eisen. — L. 6—11,4 cm. — Inv.R 74, 814.34.38.87.96.60


30. 4 Messer, Eisen. — L. 13,2—23 cm. — Inv. R 74,813.70; 814, 32.48.60


31. Scheibenförmiges, durchbrochenes Beschläg. -Bronze. — L. 3,1 cm. — Inv. R 74, 814.9


32. 2 durchbrochene Beschläge. - Bronze. - L. 6—7cm. — Inv. R 74, 814.35.99


33. Bronzescheibe. — Dm. 3,7 cm. — Inv. R 74,814,57


34. 2 Schnallen, Eisen. — L. 3,7—4,5 cm. — Inv. R 814


35. Buchstabe P, Bronzeblech. - L. 8,6 cm. - Inv. R74, 814.49


36. Löffel, Silber. — L. 14,5 cm. — Inv. R 74, 814


37. Henkel, Eisen. — L. 13,2 cm. — Inv. R 74, 814.7


38. Zelthering, Eisen. — L. 20 cm. — lnv. R 74, 814.87


39. 2 Eisennägel. — L. 12,3—16,5 cm. — lnv. R 74,814.32.54


40. Eisenhaken. — L. 12 cm. — lnv. R 74, 814.32.54


41. 4 Lanzenschuhe, Eisen. — L. 4—13,8 cm. — Inv. R74, 814.1.96.87


42. Lanzenspitze, Eisen. — L. 13 cm. — lnv. R 74,814.99.








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