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15. Lagervorstadt, Lagerdorf -

canabae legionis, Auxiliarvicus



Der Troß, die Handwerker und Händler werden in augusteisch-tiberischer Zeit aus Sicherheitsgründen in das Legionslager aufgenommen. Die feuergefährlichen Betriebe der Töpfer, Ziegler und Schmiede werden am Rande des Lagers untergebracht. Wohl mögen schon damals Zivilisten auf eigene Gefahr auch außerhalb des Lagers siedeln. Die Lagervorstadt (canabae legionis) und das Territorium legionis sind erst um die Mitte des 1.Jh. n. Chr. wahrscheinlich von der Zentrale in Rom angeordnete Neueinrichtungen an allen Militärgrenzen des Imperiums.

Seitdem siedeln die Handwerksbetriebe: Töpfer, Ziegler, Schmiede, Metallgießer, Glasmacher, Sattler, Bauhandwerker, Steinmetzen, Händler, Krämer, Wirte mit ihren Familien außerhalb des Lagers auf dem Territorium legionis, wo auch weiterhin ihre Hauptaufgabe die Versorgung der Truppe unter der Aufsicht des Militars bleibt. Alle 5 Jahre kontrolliert ein Primipilus das militäreigene Inventar in den Canabae und auf dem Territorium legionis.




Canabae — Fachwerkbauten


Die Häuser der Lagervorstadt sind Fachwerkbauten (canabae) mit schmalrechteckigem, bis zu 60 m langem Grundriß. Mit der Giebelfront der Straße zugekehrt, sind sie nach Art der Kasernen entlang der Straßen aneinandergereiht. In dem der Straße zugewandten Hausteil befinden sich der Verkaufsraum und die Wohnung. Dieser Teil des Hauses ist gewöhnlich unterkellert. Im hinteren Hausteil sind die Werkstätten und Magazine untergebracht. Die Ziehbrunnen aus Holz liegen außerhalb der Häuser.

Die Canabae umschließen das Lager als runde oder ovale Siedlungsfläche auf allen Seiten. Sie benutzen die aus dem Lager führenden Straßen, haben aber auch ihr eigenes, rechtwinkliges Straßensystem. Das Bad ist Soldaten und Zivilisten zugänglich. Ein Amphitheater dient der Unterhaltung. In Heiligtümern werden verschiedene Götter verehrt: Iupiter optimus maximus, Kybele, Matronae, Mithras etc. Der Friedhof für Soldaten und Canabenser liegt an einer Straße außerhalb der Lagervorstadt.




Territorium legionis - zum Lager gehörendes Gelände


Zu jedem Legionslager gehört ein großes Territorium- Legionis mit Einzelhöfen, die das Lager mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen. Die Größe des Legionsterritoriums kann ungefähr anhand der mit dem Legionsstempel signierten Ziegelfunde rekonstruiert werden — vorausgesetzt, die Truppe hat die in ihren Ziegeleien hergestellten und signierten Ziegel auch tatsächlich nur für militäreigene Bauten verwandt und nicht an Private verkauft.

Man hat sich wohl vorzustellen, daß die Militärverwaltung die zahlreichen kleinen Farmhäuser auf dem Terirtorium legionis an Zivilisten und wahrscheinlich auch an ausgediente Soldaten verpachtete. Beim Einbringen der Ernte halfen wahrscheinlich Arbeitskommandos der Garnison mit.

Pecuarii (Viehzüchter) hüteten die Herde auf der Weide. Die Streuung der gestempelten Ziegelfunde und der Einzelhöfe auf dem gut erforschten Territorium des Legionslagers Vetera Castra/Xanten umfaßt z. B. ungefähr ein Gebiet von 3 500 ha.



Tagesration: Getreide


Jeder Soldat erhält pro Tag eine Bilibra (= 2 Pfund. 1 Pfund = 327 g) Getreide als Verpflegung. Eine Legion mit 6000 Soldaten benötigt daher im Jahr etwa 1500 Tonnen Getreide, die auf einer Fläche von 3500 ha wohl zu ernten sind.

Für den Unterhalt der Truppe kommen dann noch Abgaben der Provinzbevölkerung hinzu (annona militaris) - und gelegentlich Zuwendungen des Kaisers.



Vicus - municipium - colonia


Die Canabae legionis sind wohl zu unterscheiden von den in der Nähe der Legionslager gelegenen bürgerlichen Siedlungen: vici, municipia, coloniae, die der zivilen Provincialverwaltung unterstehen. In diesen Siedlungen kann z. B. ein Gewerbetreibender oder Händler sich frei entfalten und seinen Profit genießen. Anders in den Canabae legionis: Hier befindet er sich auf militäreigenem Grund und Boden, wo sogar die Bauweise vorgeschrieben ist und wo er sich der Kontrolle des Militärs zu unterziehen hat.



Abb. 81 Lagerdorf des Kastells Köngen/Grinario, Kr. Esslingen.

Lagerdorf — Auxiliarvicus


Die Alen- und Kohortenkastelle sind von Lagerdörfern (Auxiliarvici) umgeben, deren Häuser nach dem gleichen Schema gebaut sind wie die der Canabae legionis.

Der Auxiliarvicus ist in kleineren Dimensionen das Spiegelbild der Canabae legionis: Der Haustypus ist der gleiche. - Die Zusammensetzung der Bewohner ist auf dörflicher Ebene die gleiche. Die Dorfbewohner sind wirtschaftlich eng mit den Soldaten im Lager verbunden. Auch sie siedeln auf militäreigenem Gebiet und unterliegen somit der Kontrolle des Militärs. Kneipen, Raststätten, Bäder sind Mittelpunkte des gemeinsamen Alltags. Die Götter verehrt man in gemeinsamen Heiligtümern: Mithras, Kybele, Iupiter Dolichenus, Mercur, Epona etc. Am Rande des Vicus wird gemeinsam bestattet.





Lagerdorf des Kastells Aalen


Von dem Lagerdorf des Kastells Aalen sind bis jetzt vor allem im Nordosten und Südwesten des Kastells Siedlungsreste bekannt geworden. Dem historischen Interesse der Aalener Bürger ist es zu verdanken, daß immer wieder bei Bauarbeiten angeschnittene römische Siedlungsspuren gemeldet werden. So hat 1974 Herr Albert Grimm in der Gartenstraße 66 ein goldenes Kettchen mit blauen Perlen gefunden, das jetzt im Limesmuseum ausgestellt ist (Vitrine 12).

Bernhard Hildebrand hat die bisher bekannt gewordenen römischen Fundstellen in den Stadtplan eingetragen. Es wird deutlich, daß sich das Lagerdorf im Süden beiderseits der Aal zwischen Garten- und Gmünder Straße und bis hin zum Kocher erstreckt. Südlich der ‚Oberen Bahnstraße ist man im Jahre 1938 in Flur ‚Neue Breite‘ auf einer Fläche von 150 m2 auf römische Baureste des 2./3.Jh. n.Chr. sowie 7 holzverschalte Brunnen von bis zu 8 m Tiefe gestoßen. In Brunnen 1 lag ein EinhenkeIkrug mit Aufschrift DECORATVS TVRMA PRIS = Decoratus (Eigentümer des Kruges) aus der Schwadron des Priscus (Vitrine 12).

Martin Luik hat 1994 in Fundber.a.Baden Württemberg einen Plan des Aalener Kastellvicus mit 63 Fundstellen publiziert (Fdb.a.BW.19/1,1994,S.264 ff. Der Kastellvicus von Aalen. Abb.69 Faltblatt im Rückendeckel).



Totenverbrennungsplatz in Flur Krähenbühl


Ludwig Kieninger ist der Meinung, daß der im Jahre 1925 in Flur ‚Krähenbühl‘ am Fuße des Burgstalls festgestellte Totenverbrennungsplatz für einen in der Nähe befindlichen Friedhof der Garnison Aalen am Rande des Lagerdorfes spricht: Auf einer 40 m2 großen Fläche mit schwarzer, von Kohle durchsetzter Erde lagen verbrannte Terra-Sigillata-Bruchstücke des 2./3. Jh. n. Chr., eine Tonlampe, wie sie als Beigabe üblich ist, mit dem Bodenstempel LDP, geschmolzenes Glas, eiserne Nägel, verbrannte Knochenstückchen und tongrundiger Keramikkleinschlag - es sind dies Funde, die dafür sprechen, daß an dieser Stelle die Toten auf Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Gewöhnlich setzte man die Urnen mit dem Leichenbrand und die Beigaben in der Nähe des Leichenverbrennungsplatzes bei. Aber bis jetzt ist lediglich das Fundament eines großen römischen Grabbaues etwa 80-100 m östlich des Verbrennungsplatzes in der Burgstallstraße 32 entdeckt worden (hierzu EG 17).

Die römische Siedlung in Flur ‚Krähenbühl‘ an der Mühlstraße - möglicherweise eine Nachfolgesiedlung des Lagerdorfes - könnte eine Kontinuität ins Mittelalter gehabt haben. In Flur ‚Krähenbühl‘ wird nämlich ‚1136 eine Ansiedlung durch eine Ellwanger Beschwerdeschrift in Verbindung mit einem Cunrad de Alon (= Konrad von Aalen) als villa bezeugt‘. Ludwig Kieninger wünscht eine Ausgrabung des Burgstalls für eine Erklärung der römischen Funde im Bereich des Burgstalls.




Aalen kommt wahrscheinlich von ‚Ala‘


‚Ala‘ blieb im Namen des heutigen Flüßchens ‚Aal‘ erhalten. Der Name der Stadt Aalen kommt sehr wahrscheinlich von ‚Ala‘, wie der Ortsname Künzing von Quintana, der ‚fünften‘ Kohorte (cohors V Bracaraugustanorum) und das spanische ‚Leon‘, das palästinensische ‚Ledschun‘ und das britannische ‚Caerleon‘ auf ‚Legio‘, Legion, zurückzuführen ist.




Territorium alae, cohortis


Wahrscheinlich gehörte auch zum Auxiliarlager ein Territorium alae oder cohortis mit Gutshöfen, die das Lager belieferten. Aber vorläufig müssen noch viele Fragen offenbleiben. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hat man damit begonnen, dem Auxiliarvicus Beachtung zu schenken und das Lagerdorf durch Ausgrabungen zu erforschen. Die erste systematische Ausgrabung eines Auxiliarvicus in Württemberg wird der Initiative von Siegwalt Schiek im Lagerdorf des Kastells SuIz, Kr.Rottweil, verdankt. Das erste Lagerdorf am rätischen Limes hat Dieter Planck in den Jahren 1976—1980 mit Erfolg bei Rainau-Buch, Ostalbkreis, ausgegraben (hierzu EG 1-6).




Lagerdorf des Kastells Sulz


Von 1967 bis 1972 untersuchte F. Müller im Auftrag des Amtes für Denkmalpflege Tübingen das Lagerdorf des Kastells Sulz a. N., Kr. Rottweil in jährlichen Kampagnen. In diesem Lagerdorf treffen die von Rottweil/Arae Flaviae und von Lautlingen kommenden römischen Straßen zusammen. Die Holzhäuser des 1.Jh. n. Chr. und die Steinbauten des 2.Jh. n. Chr. der Nachfolgesiedlung - als das Kastell nicht mehr besetzt war - reichen mit ihren nach der Straße ausgerichteten Giebeln bis zur Straße oder bis zu einem Säulengang (porticus), der die Straße begleitet. Die Häuser sind teilweise unterkellert. Sie sind bis zu 38 m lang und bis zu 27 m breit und haben gemauerte Keller.

F. Müller konnte ein Handwerkerviertel mit Töpfereien, Grob- und Goldschmiedewerkstätten, eine Getreidemühle (hier wurden alle Mühlsteine gefunden) und ein Händlerviertel mit großen Vorratskellem nachweisen. In einen der Keller wurden eine Statue des Mercur und Rosmertha sowie ein Eponarelief geworfen, als die Häuser zur Zeit des Kaisers Marc Aurel (161-180 n. Chr.) niederbrannten - die Brunnen wurden zugeschüttet. In den Zerstörungszonen lagen Pfeil-und Lanzenspitzen.



Lit.: A. Schulten, RE III Canabae 1451ff.- H. v. Petrikovits, Das römische Rheinland 1960, 157 s. v. ‚Canabae legionis‘‚Auxiliarvicus‘.- O.Paret,Ein großer römischer Grabbau in Aalen, in: Fundber. aus Schwaben 3, 1926,113ff.- Fundber. aus Schwaben 12, 1938-1951, 51ff.- H. W. Böhme, Zur früh- und hochmittelalterlichen Topographie von Aalen, in: Führer zu vor-und frühgeschichtlichen Denkmälern Bd. 22 (Mainz 1973) 133ff. - F. Müller, Der römische Vicus von Sulz am Neckar. Vorbericht über die Ausgrabungen von 1967 bis 1972, in: Fundber. aus Baden-Württemberg 1, 1974, 483ff.— Ders., Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 1976) 535ff. - H. v. Petrikovits, Die Innenbauten römischer Legionslager während der Prinzipatszeit (Opladen 1975) 88ff. - Ders., Rheinische Geschichte Bd. 1 Altertum (Düsseldorf 1978) 120ff.— Ders., Die Canabae Legionis, in: 150 Jahre Deutsches Archäologisches Institut 1829—1979 (Mainz 1981) 163ff.





Plan: Lagerdorf (vicus) des Kastells Saalburg am obergermanischen Limes im Taunus




Beiderseits der aus dem Kastell herausführenden Straße ist eine Reihe nebeneinander liegender Keller zu erkennen. Sie gehören zu schmalrechteckigen Fachwerkhäusern (canabae), die mit der Giebelfront der Straße zugekehrt und im vorderen Teil unterkellert sind. Das Wasser holte man aus Ziehbrunnen außerhalb der Hauser.

Am Südrand des Lagerdorfes ist ein Tempel der Magna Mater Cybele geweiht. Weiter nach Süden erstreckt sich der Friedhof an der Straße außerhalb der Siedlung. Jupiter Dolichenus und Sucellus wurden in je einem Tempel östlich des Kastells verehrt. Eine Herberge (mansio) mit Bad vor dem Ausfallstor (porta praetoiia) bot Reisenden, Offizieren, Beamten Unterkunft. Vor dem linken Lagertor (porta principalis sinistra) steht eine Villa.


Lit.: D. Baatz, Römer und Germanen am Limes 1966, 51 ff.






Plan: Lagerdorf (vicus) des Kastells Köngen/Grinario




1783 werden Mauerfundamente im Bewuchs sichtbar


Im Sommer 1783 zeichneten sich auf dem Burgfeld südlich von Köngen Mauerfundamente und Straßen als helle Verfärbungen ab. Als die Felder abgeerntet waren, setzte Oberamtmann Friedrich Karl Roser den Spaten an und fand 3 römische Straßen: 1. eine zum rechten Lagertor (porta principalis dextra) führende Straße - von dem Kastell wußte er noch nichts. Das Kastell entdeckte E. v. Kallee erst 100 Jahre später im Jahre 1885 — 2. eine von diesem Tor nach NW führende Straße und 3. eine an der W-Ecke des Kastells vorbeiführende S-N-Straße. Roser entdeckte zahlreiche Gebäude im Lagerdorf, u. a. auch eine Kellerreihe an der zum rechten Lagertor führenden Straße. Er fertigte einen Ruinenplan seiner Ausgrabungen an.

1843/44 nahm Paulus d. Ä. die Untersuchungen auf dem Burgfeld wieder auf. K. Miller fand 1882 nördlich des Kastells das zum Lagerdorf und zum Kastell gehörende Gräberfeld auf der rechten Seite der nach Cannstatt führenden S-N-Straße.




Inschrift nennt den Namen des Lagerdorfes


Das Lagerdorf (vicus) erstreckt sich im SW, W und N des Kastells, vor allem beiderseits der von dem rechten Lagertor nach Rottenburg/Sumelocenna und von dem rückwärtigen Lagertor (porta decumana) nach Cannstatt führenden Straßen.

Als die Garnison um 150 n. Chr. nach Lorch ins Remstal vorverlegt wird, entwickelt sich aus dem Lagerdorf eine durch die Verkehrslage besonders begünstigte, blühende bürgerliche Siedlung: der inschriftlich bezeugte vicus Grinario, verwaltungsmäßig zum Gau von Rottenburg, civitas Sumelocennensis, gehörend. Es ist die in der Tabula Peutingeriana erwähnte Station Grinario.




Bezirksrat von Rottenburg wohnt in Köngen


Eine in Köngen gefundene Inschrift nennt uns den Namen eines Bezirksrates (decurio) des Gaues von Rottenburg: Publius Quartionius Secundinus. Er mußte als Mitglied der aus 100 Bezirksräten (decuriones) bestehenden, in Rottenburg tagenden Versammlung (ordo) zu den jeweiligen Sitzungen von Köngen nach Rottenburg reisen.

An der Straßengabel vor der W-Ecke des Kastells ist die inschriftlich für das Lagerdorf bezeugte Straßenstation (statio) ausgegraben. Ein inschriftlich erwähntes, 7 x 10 m großes Jupiterheiligtum fanden die Ausgräber 220 m SW des Kastells an der nach Rottenburg führenden römischen Straße. Eine Weiheinschrift für Jupiter Dolichenus läßt einen Dolichenustempel im Lagerdorf erwarten. Der Name Grinario ist wahrscheinlich vorrömischen Ursprungs. Eine vorrömische Straße führt an Köngen vorbei über Denkendorf—Ruit nach Cannstatt.



1979 letzte Chance für eine Ausgrabung


In den Jahren 1960—1975 fiel das gesamte Lagerdorf der Bebauung zum Opfer. In letzter Minute konnte das LDA 1979 wenigstens noch das Gräberfeld und einen Siedlungsstreifen an der römischen Straße nach Cannstatt untersuchen. Es wurden 40 x 17 m große rechtwinklige Fachwerkbauten festgestellt, die mit der Giebelfront der Straße zugekehrt sind und offenbar entlang der Straße einen überdachten Gang besitzen. Es können 3 Bauphasen des Lagerdorfes unterschieden werden. Das Lagerdorf ist schließlich in einer Brandkatastrophe zugrunde gegangen. In einem der ausgegrabenen Steinkeller mit Abstellnischen und Kellerfenstern wurden 9 Tongefäße in einem Sandbett nebeneinander angetroffen: Vorratsgefäße, Amphoren, Flaschen, Krüge für Wein und Öl. Es wurden immer wieder Eisenschlacken gefunden, die darauf schließen lassen, daß im Lagerdorf Eisen verhüttet wurde — offenbar aus den Bonerzvorkommen aus dem Albvorland.



Friedhof des Lagerdorfes mit 1000 Gräbern


In dem 51 x 80 m großen, von einer 0,75 m starken Mauer umgebenen Friedhof mit Eingang auf der Straßenseite konnten zu den von K. Miller ausgegrabenen 54 Gräbern noch weitere 197 Gräber geborgen werden: 159 Brandschüttungsgräber, 39 Urnengräber mit Brandschüttung, 8 Skelettgräber mit Holzsärgen, 2 Skelettgräber mit zusätzlichem Leichenbrand. An Beigaben wurden gefunden: Keramik (Terra Sigillata-Gefäße, Krüge, Schüsseln, Teller mit Tierknochen), Schmuck (Goldperlen, Ringe), Bernsteinanhänger, Spielsteine. Die Anzahl der Gräber in dem Köngener Friedhof wird auf 1000 Bestattungen geschätzt.

Das Lagerdorf liegt an der römischen Straße vom Neckar auf die Alb über Kirchheim - Owen - Gutenberg - Donnstetten, resp. Weilheim - Wiesensteig – Urspring und an der Neckarstraße. Diesen günstigen Straßenverbindungen hat das Lagerdorf Köngen/Grinario seinen Wohlstand zu verdanken (Abb. 81).



Lit.: A. Mettler, ORL B 60 Köngen 1907.— Die Römer in Württemberg Bd. 1-3 s. v. ‚Köngen‘. - Haug-Sixt 1914, 298ff.— H. G. Simon, Fundber. aus Schwaben 18/1, 1967, 162 Anm. 4.— Ders., Terra Sigillata aus Köngen, In: Fundber. aus Schwaben 19, 1971, 254ff. — Archäologische Ausgrabungen 1979, 64 ff., 70 ff. — Römer in Baden-Württemberg 1976, 333 ff. — Ch. Unz, Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 8, 1982. —M.Luik, Der römische Vicus von Köngen/Grinario. Diss. München 1990.







Vitrine 15



Lagerdorf



1. Terra Sigillata-Schüssel, Drag. 37. — o. ä. Dm. 19 cm. Inv. R 73, 2968. — FO: Sulz a. N., Kr. Rottweil. 2.Jh. n. Chr.


2. Terra Sigillata-Teller, Niederbieber 5 b mit Bodenstempel. — o. ä. Dm. 19,7 cm. — Inv. R 102,33. — FO: Köngen, Kr. Esslingen. - 2.Jh. n. Chr.


3. Terra Sigillata-Teller, Drag. 31 mit Bodenstempel, mit Graffito. — o. ä. Dm. 18,7 cm. — Inv. R 70,36 (70) 12. FO: Öhringen, Hohenlohekreis. - 2.Jh. n. Chr.


4. Terra Sigillata-Teller, Drag. 31 mit Bodenstempel, o.ä. Dm. 21 cm. — Inv. R 102,31. — FO: Köngen, Kr.Esslingen. - 2.Jh. n. Chr.


5. Terra Sigillata-Napf und 6 Schnecken. - o. ä.Dm. 11 cm. - Inv. R 70,36. - FO: Öhringen, Hohenlohekreis. - 2.Jh. n. Chr.


6. Faltenbecher, graubraun. - 1-1 17,6 cm. - Inv. R 73, 3331. — FO: Sulz a. N., Kr. Rottweil.


7. 31 Spielsteine, Glas. — Dm. 1,1—2,6 cm. — Inv. R 73, 2044. 1971. 2420. 3809. 3484. 3973. 2889. 2662. 3715. 3840. 2921. 3589. 1577. 3429. 2140. 4038. 3571. 4015. 3907. — R 74, 813. 51. 229. 151. 208. — R 74, 813. 51. 229. 151. 208. — Bein: Inv. R 73, 2446. 1475. 3889. 3498. 2256. 2614. 2918. 3980. — R 74, 813. 134. 138. 214. — Keramik: Inv. R 73, 3000. 3711. 1264. 2709. — R 74, 813. 140. 145. 143. 151. — FO: Sulz, Kr. Rottweil und Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis.


8. 2 Würfel, Bein. — Br. 1,5 cm. — Inv. R 74, 813. 145. FO: Böbingen, Ostalbkreis. - Inv. R 209, 11.


9. Einhenkelkrug, rotbraun. - 1-1. 34,5 cm. - Inv. R 73, 2273. — FO: SuIz a.N., Kr. Rottweil.


10. Reibschüssel, braun. — o. i. Dm. 20,5 cm. — Inv. R 73, 2502. — FO: Sulz a.N., Kr. Rottweil.


11. 2 Austernschalen. - L. 9,5 cm-10,3 cm. - Inv. R73, 2487. 1608. — FO: Sulz a.N., Kr. Rottweil.

12. 6 Schuhe, Leder. — L. 11,5—27,5 cm. — Inv. R 81, 179/65. 59. 5. 70. 21. 136. — FO: Welzheim, Rems­Murr-Kreis.


13. Zahlreiche Bruchstücke eines Fensterglases. —Grünes Glas. - Inv. R 66, 266. - FO: Köngen, Kr. Esslingen.


14. 19 Fibeln, Bronze. — L. 3,5—7 cm. — Inv. R 73,2643. 2326. 1937. 2423. 598. 1472. 1325. 1001. 1646. 3104. 1068. 1311. 1537. 1712. 2537. 369. 1794. 492.1569. 3135. 2893. — FO: Sulz a.N., Kr. Rottweil.


15. 5 Glasperlen. — Dm. 1,2—2,4 cm. — Inv. R 73, 2022. - FO: Sulz, Kr. Rottweil.


16. Scheibenförmige Schnalle, Bronze. - Dm. 6 cm. FO: unbekannt.


17. 3 Schnallen, Bronze. — L. 2,5—3,4 cm. — Inv. R 73, 1526. 2920. 1305. — FO: Sulz a.N., Kr. Rottweil.


18. 2 Scheibenfibeln, Bronze. - Dm. 3-3,3 cm. - Inv. R 73, 738. 970. — FO: Sulz a.N., Kr. Rottweil.


19. Meißel, Eisen. — L. 15,2 cm. — mv. R 73, 1224. —FO: Sulz a. N., Kr. Rottweil.


20. Radnagel, Eisen. — L. 16,4 cm. — mv. R 73, 963. —FO: Sulz a. N.,Kr. Rottweil.


21. Hacke, Eisen. — L. 18 cm. — Inv. R 73, 434. — FO: Sulz a. N., Kr. Rottweil.





Vitrine 16



Lagerfriedhof



1. Trauernder Jüngling. - Sandsteinplastik. - H. 41,5 cm. - Inv. R L 428. - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt,Gräberfeld.


FO: Gräberfeld des Kastells Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis:


2. Münze, As des Kaisers Vespasian (69—79 n. Chr.), in seinem 8. Konsulat in der Münzstätte Lugdunum/Lyon 77 bis 78 n. Chr. geprägt. RIC 766 b. — Inv. 82,341. - Obolus für den Fährmann Charon.


3. Spiegel, Bronze. — Dm. 9,4 cm. — Inv. R 82, 221.Grab 151.


4. Einhenkelkrug, rotbraun. — H. 15 cm. — Inv. R 82,344. Grab 214.


5. Zylindrischer Becher, mit braunem Überzug (abgeplatzt), mit eingeritzten Rauten verziert, rätische Ware. — H. 6,4 cm. — Inv. R 82, 455. Grab 28.


6. Lampe mit Volutenschnauze, rotbraun, Eichel im Bild. — L. 8,8 cm. — mv. R 82, 333. Grab 206.


7. Becher mit Karniesrand, grau. — H. 11,5 cm. - Inv.R 82, 34. Grab 217.


8. Scheibenfibel, Bronze. — Dm. 4 cm. — Inv. R 82,335. Grab 210.


9. Tonlampe, ocker. - L. 7,2 cm. - Inv. R 82, 415. Grab 259.


10. Firmalampe, rotbraun. — L. 10,6 cm. — Inv. R 82,413. Grab 256.


11. Lampe mit Volutenschnauze, rotbraun. Im Bilde Silenskopf. — L. 8,8 cm. — mv. R 82, 209. Grab 178.


12. Lampe mit Volutenschnauze, ocker. Im Bilde Haus mit zwei Türmen (?). — L. 8,8 cm. — Inv. R 82,29. Grab 27.


13. Lampe mit Volutenschnauze, rotbraun. Im Bilde mit ein Haus mit 2 Türmen (?). L. 8,8 cm. Inv. R 82267. Grab 176.


14. Lampe mit Volutenschnauze, rotbraun, Maske im Bild. — L. 8,8 cm. — Inv. R 82, 222. Grab 150.


15. Schrägrandtopf, grau. — H. 21,5 cm. — Inv. R 82,

Grab 24.


16. Tonlampe. - L. 8,5 cm. - Grab 7/6. - FO: Walheim, Kr. Ludwigsburg


17. Rätischer Becher, schwarzbrauner Überzug, mit federndem Blättchen verziert. — H. 7,5 cm. - Inv. R 82,137. Grab 103.


18. Tonlampe, rotbraun. - L. 9 cm. - Inv. 82. Grab 132.


19. Firmalampe, ocker. — L. 8 cm. - Inv. R 82, 232. Grab 159.


20. Zylindrischer Becher, Lavez-Stein. - H. 14 cm. - Inv. R 82, 502. Grab 309.


21. Bruchstück einer durchbrochenen Schnalle, Bronze. — L. 6,8 cm. — Inv. R 82, 13. Grab 13.


22. Honigtopf, rotbraun. - H. 26,5 cm. — Inv. R 82. Grab 181.


23. Firmalampe, ocker. - L. 8,2 cm. – Inv. R 82, 338. Grab 213.


24. Teller, graubraun. — o. i. Dm. 12,7 cm. — Inv. R 82, 199. Grab 117.


25. Becher, braun, handgemacht. — H. 7,7 cm. — Inv.R 82, 444. Grab 278.


26. Tonlampe, ocker. — L. 8,4 cm. — Inv. R 82, 265. Grab 175 (Abb. 82).


Abb.82 Öllämpchen aus dem Friedhof deas Kastells Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd.


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