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16. Die Entlassung — missio honesta



Die Legions- und Auxiliarsoldaten wurden nach 25 Dienstjahren aus dem Heer entlassen. Die Legionssoldaten, die das römische Bürgerrecht (civitas Romana) besitzen, erhielten eine Abfindung in Geld oder Landbesitz. Den Auxiliarsoldaten verlieh der Kaiser bei ihrer Entlassung das römische Bürgerrecht (civitas Romana) und das Eherecht (ius conubii).



Militärdiplom - Entlassungsurkunde


Dem entlassenen Soldaten wurde von dem Kommandanten seiner Einheit eine beglaubigte Urkunde ausgehändigt - ein ‚Militärdiplom‘, bestehend aus zwei Bronzetafeln mit der Abschrift des in Rom auf dem Palatin angeschlagenen kaiserlichen Erlasses. Die beiden Bronzetafeln besitzen an einer Seite je zwei Durchbohrungen, durch die sie mittels eines Bronzedrahtes aneinandergeheftet sind und buchartig aufgeklappt werden können. Zwei Löcher in der Querachse dienen zum Verschnüren der beiden Tafeln mit einer Schnur oder einem Draht, dessen Enden versiegelt werden. Die Siegel bewahrt man in einer aufgelöteten Metallkapsel auf. Der Text auf den beiden Innenflächen der Bronzetafeln wird auf der Außenseite der einen Tafel in etwas kleinerer Schrift wiederholt. Auf der Außenseite der anderen Tafel werden die sieben Zeugen genannt, die ihre Siegel in der Kapsel abdrücken.



Der Kaiser verleiht Rechte


Mit der Verleihung des Militärdiploms verleiht der Kaiser dem entlassenen Auxiliarsoldaten folgende Rechte:

1. das Bürgerrecht (civitas Romana), das auch seine Kinder und Nachkommen erhalten — nicht aber seine Frau.

2. das Eherecht (ius conubii) mit der Frau, mit der er zusammenlebt oder die er später heiratet. Das Eherecht gilt aber nur für die Ehe mit einer peregrinen Frau.

3. Die vor der Entlassung geborenen Kinder werden römische Bürger (cives Romani).

Ab 140 n. Chr. wird den Auxiliarsoldaten das Privileg entzogen, gleichfalls mit ihrer Bürgerrechtsverleihung auch das Bürgerrecht, die civitas Romana, für ihre Nachkommen zu erlangen.



179 Militärdiplome bis jetzt bekannt


Bisher sind 179 Militärdiplome bekannt geworden. Sie sind in der Zeit vom 13. 2. 54 n.Chr. bis 24./27.11. 186 n. Chr. ausgestellt. Von diesen 179 Diplomen sind 25 Exemplare für römische Bürger (cives Romani) und 63 Diplome für Nichtbürger (Peregrine) bestimmt. 91 Urkunden sind so fragmentarisch, daß sie keine Aussage gestatten.

Die Soldaten, die das römische Bürgerrecht (civitas Romana) bereits besitzen, lassen sich die Urkunde ausstellen, um das Recht zu erhalten, als römische Bürger (cives Romani) eine vollgültige Ehe (matrimonium iustum iuris civilis) mit einer einheimischen (peregrinen) Frau eingehen zu können.



21 Militärdiplome nennen rätische Truppen


Von den 88 lesbaren Militardiplomen geben 21 Diplome Auskunft über die Truppen der Provinz Rätien. Seit dem Jahre 90 n. Chr. ist die Originaltafel des Militärdiploms‚ in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des göttlichen Augustus beim Standbild der Minerva angeschlagen‘ (fixa est Romae in muro post templum divi Augusti ad Minervam).



Zwei Militärdiplomfragmente von Buch und Aalen


Im Jahre 1976 wurde auf dem Gelände des Auxiliarvicus Rainau-Buch das Bruchstück eines Militärdiploms gefunden, das in die Zeit von 162-166 n. Chr. zu datieren ist. Das Militärdiplomfragment nennt den Beinamen (cognomen) Provincialis eines zu dem Stamme der Licatier (Licatus) in Bayerisch Schwaben gehörenden Auxiliarsoldaten. Er ist in den Jahren 137-141 n.Chr. in das rätische Heer (exercitus Raeticus) eingetreten und wurde in den Jahren 162-166 n. Chr. entlassen.

Das im Kastell Aalen am 14. April 1981 am nördlichen Rand der Retentura in einem Areal mit Holzbaracken gefundene Militärdiplombruchstück ist in die Zeit von 140-186 n. Chr. zu datieren.




Militärdiplome als Quellen für die Stationiertmg der Auxiliartruppen


Die Militärdiplome sind wertvolle Quellen für Kenntnis und Lokalisierung der in den Provinzen stationierten Alen und Kohorten, da sie außer der Einheit des entlassenen Soldaten auch die anderen Auxiliareinheiten der jeweiligen Provinz nennen, aus denen gleichzeitig Soldaten entlassen werden.




In Aalen entlassen -

Militärdiplom in Regensburg gefunden


Der Reiter (eques) der Ala II Flavia Secundus, Sohn des Sasirus, erhielt im Jahre 153 n. Chr. im Kastell Aalen aus der Hand des damaligen Kommandanten des Kastells Aalen, Tiberius Claudius Rufus, das von Kaiser Antoninus Pius in Rom ausgestellte ‚Militärdiplom‘. Damit wurde nach römischem Recht seine eheliche Beziehung zu der im Lagerdorf des Kastells Aalen lebenden Frau Secunda, Tochter des Borus, legitim.

Secundus scheint mit seiner Familie seinen Lebensabend in Regensburg/Castra Regina verbracht zu haben, wo das Militärdiplom gefunden wurde.






Foto: Grabstein des Veteranen der Legio X Gemina Marcus Valerius Celerinus und seiner Gemahlin Marcia Procula Kalkstein. - H. 2 m. Dm. 0,28 m. - FO und AO: Köln




Inschrift


M(arcus) VAL(erius) CELERINVS / PAPIRIA (tribu)

ASTIGI / CIVES AGRIPPINE(nsis) VETER(anus)

LEG(ionis) X G(eminae) P(iae) F(idelis) / VIVOS FECIT

SIBI / ET MARCIAE PRO/CVLAE VXORI



Ubersetzung


Marcus Valerius Celerinus, zum Papirischen Stimmkörper von Astigis (in Spanien) gehörig, Kölner Bürger, Veteran der Legio X Gemina, der treu ergebenen, hat zu Lebzeiten sich und seiner Ehefrau Marcia Procula (den Grabstein) anfertigen lassen.


Marcus Valerius Celerinus liegt auf der Kline, einem Ruhebett, und läßt sich von seinem Diener (rechts) mit Getränken versorgen. Vor ihm steht ein dreibeiniges, rundes Tischchen mit Trinkbechern. Seine Ehefrau Marcia Procula sitzt links in einem geflochtenen Rohrsessel. Sie stellt die Füße auf einen Schemel und hält ein Körbchen mit Früchten im Schoß. Neben ihr steht ein geflochtener Behälter mit Spindeln (Abb. 83).



Von Spanien nach Köln


Marcus Valerius Celerinus ist in Spanien in die 10. Legion eingetreten. Er kommt mit der 10. Legion im Jahre 70 n. Chr. von Spanien an den Niederrhein, wo er nach 25 Dienstjahren in dem Legionslager Noviomagus Batavorum/Nijmegen entlassen wird. In Noviomagus weiß man allerlei von der aufstrebenden Provinzhauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium/Köln, einer 50 n. Chr. gegründeten Veteranenkolonie, zu erzählen (EG 23). M. Valerius Celerinus geht mit gefülltem Beutel nach Köln. Er lernt die Kölnerin Marcia Procula kennen und lieben - er heiratet sie, wird Kölner Bürger (civis Agrippinensis) und vergißt, nach Spanien zurückzukehren.



Lit.: F. Fremersdorf, Urkunden zur Kölner Stadtgeschichte. Denkmäler des römischen Köln Bd 2 (Köln 1963) 57 Taf 93.— H. Nesselhauf. Diplomata militaria. CIL 16.- A. Radnoti, Neue rätische Mlilitärdiplome aus Straubing und Eining, in: Germania 39.1961. 93ff - Ders.. Ein neues Militärdiplomfragment aus Eining, in: Germania 46. 1968. 118 ff.— H-J. Kellner. Zwei neue räti sche Militärdiplome, in: Bayer. Vorgeschichtsbl. 33, 1968, 92ff.— G. Alföldy, Hilfstruppen 1968, 236 s. v. ‚Militärdiplome‘. — H. U. Nuber, Bemerkungen zu Militärdiplomen, in: Germania 47, 1969, 178ff. - H. Wolff, Zu den Bürgerrechtsverleihungen an Kinder von Auxiliaren und Legionaren, in: Chiron 4, 1974, 481ff.- K. Kraft, Die Tafel von Brigetio und das Aufhören der Militärdiplome, in: Germania 28,1944—1950, 242ff.— M. M. Roxan, Roman Military Diploms 1954—1977 (1978).— H. Ubl, Pro Austria Romana 30, 1980. 24ff.— G. Alföldy, Zur Beurteilung der Militärdiplome, in: Historia 17, 1968,224 ff — K. Kraft, Zur Rekrutierung der Alen und Kohorten an Rhein und Donau. Dissertationes Bernenses, Ser.I Fasc. 3 (1951). — B. Overbeck, Das erste Militärdiplom aus der Provinz Asia, in: Chiron 11, 1981, 265ff. — G. Seitz, Militärdiplomfragmente aus Rainau-Buch und Aalen, in: Fundber. aus Baden-Württemberg 7, 1982, 317ff.



Abb.83 Grabstein des M.Valerius Celerinus, Veteran der 10. Legion und seiner Gemahlin Marica Procula. – FO und AO: Köln.


Karte: Geschichte der Legio X Gemina




Die Legio X Gemina ist wahrscheinlich identisch mit der Legio decima, der Lieblingslegion Caesars. Nach dem Bürgerkrieg liegt die 10. Legion in Hispania ulterior, von wo sie in neronischer Zeit nach Pannonien in Marsch gesetzt wird und in Carnuntum/Deutsch Altenburg Lager bezieht.

Aber bereits im Jahre 68 n. Chr. wird sie wieder nach Spanien zurückgeschickt. Sie ergreift 69 n. Chr. für Vitellius Partei und schließt sich nach dessen Besiegung Vespasian an, der sie im Jahre 70 n. Chr. von Spanien zur Bekämpfung des Bataveraufstandes an den Niederrhein holt, wo sie zunächst in Harenatium/Rindern lagert. Im Frühjahr 71 n. Chr. bezieht sie das Legionslager Noviomagus Batavorum/Nijmegen. Nach dem 1. Dakerkrieg wird die 10. Legion an die Donau verlegt, wo sie zunächst von 102—107 n. Chr. in Aquincum/ Budapest lagert. Noch unter Traian bezieht sie 107 n. Chr. das Legionslager Vindobona/Wien, wo sie bis ins 4.Jh. n. Chr. bleibt.

Vexillationen (Kommandos) der 10. Legion kämpfen um 150 n. Chr. in Mauretanien, 171 n. Chr. gegen die Quaden und 197 n. Chr. gegen die Parther in Mesopotamien.



Lit.: E. Ritterling, RE XII Legio 1678ff.







Militärdiplom im römischen Gutshof Owen,Kr.Esslingen


Im Jahre 1956 fanden die Ausgräber im Keller eines römischen Gutshofes (villa rustica) in Owen, Kr. Esslingen das Bruchstück eines Militärdiploms (H. noch 4,8 cm; Br. noch 3,1 cm; Dm. 0,8 cm). Wenn auch der Name und die Einheit des entlassenen Soldaten nicht erhalten sind, so kann das Jahr der Entlassung (missio honesta) durch Angabe der Consuln: Gallus und C.Catius Marcellus bestimmt werden: 153 n. Chr.

Erhalten sind auf dem Diplombruchstück der Name des Statthalters (procurator) der Provinz Rätien: Ulpius Rufus und die Namen von 8 Kohorten des rätischen Heeres (exercitus Raeticus). Aus anderen Militärdiplomen ist bekannt, daß um die Mitte des 2.Jh.n.Chr. in der Provinz Rätien (Provincia Raetia) 4 Alen und 14 Kohorten stationiert waren.

Die Dienstjahre der Soldaten werden, republikanischem Brauch folgend, wahrscheinlich auch in der Kaiserzeit vom 1. März an gezählt. Das Ausscheiden (exauctoratio) des Veteranen von Owen wird demnach am 1. März 153 n.Chr. erfolgt sein (Abb. 84).





Moselwein-Keramik im Hypokaustraurn


In dem neben dem Keller liegenden Hypokaustraum entdeckten die Ausgräber 10 ganz erhaltene Terra Sigillata-Teller - Import aus Tabernae/Rheinzabem in der Pfalz - einen Faltenbecher und einen sogenannten Spruchbecher. Der Bewohner des Gutshofes versteckte diese Gefäße in dem Hypokaustraum seines Hauses, um sie vor fremdem Zugriff zu retten — wahrscheinlich während eines Alamanneneinfalls. Sein Haus wurde zerstört — die Gefäße unter den Trümmern begraben. Der ‚Spruchbecher‘ gehört zur Moselwein-Keramik, einer Gefäßgattung mit schwarzem Überzug und weißer Tonmalerei. Diese ‚Spruchbecher‘ wurden vornehmlich im 3.Jh. n. Chr. in Trier/Augusta Treverorum hergestellt. Die Aufschrift auf dem Becher MTIMERVM ist verschrieben - wie das häufig auf diesen Gefäßen vorkommt. Es werden Buchstaben ausgelassen, vertauscht oder die Vorlage mißverstanden. Es ist zu lesen: MITTE MERVM = ‚Schicke mir reinen, unvermischten Wein!‘ (CIL 13,3.2 Nr. 130). Merum (i. n.) ist der reine, unvermischte Wein. Auf diesen Bechern heißt es u. a. DA MERVM = ‚Gib mir reinen Wein!‘ -PARCE AQVAM ADIC MERVM = ‚Spare das Wasser, schenk Reinen zu!‘ Den trinkfreudigen Kaiser Tiberius Nero nannte der Soldatenwitz: ‚Biberius mero!‘ (bibere — trinken, bibulus — durstig, merum —Wein).

In der Nähe der Hypokaustanlage in Owen kam das Bruchstück eines Viergöttersteines mit dem Relief des Silvanus/Sucellus heraus. Als Schutzpatron der Winzer hält Silvanus in der hocherhobenen Rechten das Winzermesser.



Ein Veteran als Winzer


Der archäologische Befund in Owen mag zu folgender Deutung inspirieren: Ein Auxiliarsoldat kehrt nach seiner Entassung aus dem rätischen Heer im Jahre 153 n. Chr. in seine Heimat an der ‚Baßgeige‘, am Fuße der Schwäbischen Alb, zurück und bewirtschaftet dort ein kleines Weingut. Er hat während seines Dienstes genug Geld gespart, um seine Villa rustica modern einrichten zu können. Haus und Hof sind um die Mitte des 3.Jh. n. Chr. wahrscheinlich noch im Besitz der Familie, als die anrückenden Alamannen den Hof niederbrennen. Die einstürzenden Wände begraben die sorgsam im Hypokaustraum versteckten Tongefäße. Die dadurch erhalten gebliebenen Terra Sigillata-Gefäße vom Rhein und der ‚Spruchbecher‘ von der Mosel geben zu verstehen, daß man in Owen für fachliche Anregungen aus anderen Provinzen des römischen Reiches aufgeschlossen war und außer dem ‚Täleswein‘ (im Neuffener Tal) auch einen guten Rheinwein und einen ‚Mosel‘ zu schätzen wußte (Abb. 85).




Lit.: H. Nesselhauf, Fragment eines Militärdiploms aus Owen. Kr. Esslingen, in: Fundber. aus Schwaben 15, 1959, 73ff. und 170ff. —


Abb.84 Bruchstück eines rätischen Militärdiploms aus dem Jahre 153 n.Chr. Bronze, H.4,8 cm. – FO: Owen, Kr.Esslingen.
Abb.85 Becher mit Aufschrift: MITTE MERVM – schicke unvermischten Wein. – FO: Owen, Kr.Esslingen. 2./3. Jhd.n.Chr.


Vitrine 17



Entlassung (missio honesta)



1. Militärdiplom. - Bronze (N). -H 16,3 an. Br. 13 cm. Dm. 15 mm. - FO: Weißenburg. AO: Prähistorische Staatssammlung München. — Ausgestellt am: 30. Juni 107 n. Chr. (Abb. 86).


Abb. 86 Rätisches Militärdiplom vom 30.Juni 107 n. Chr. H. 16,3 cm. - FO: Weißenburg. AO: Mus. München


Tafel 1 — Außenseite


IMP(erator) CAESAR, DIVI NERVAE F(ilius), NERVA TRAIANVS / AVGVSTVS GERMANICVS DACICVS, PONTIFEX MAXIMVS, TRIBVNIC(ia) POTESTAT(e) XL, IMP(erator) VI, CO(n)S(ul) V, P(ater) P(atriae) / EQVITIBVS ET PEDITIBVS, QVI MILlTAVERVNT IN / ALIS QVATTVOR ET COHORTIBUS DECEM ET VNAM, / QVAE APPELANTVR (1) I HISPANORVM AVRIANA / ET (2) I AVGVSTA THRACVM ET (3) I SINGVLARIVM C(ivium) R(omanorum) / P(ia) F(idelis) ET (4) II FLAVIA P(ia) F(idelis) (milliaria); ET (1) I BREVCORVM ET (2) I ET (3) II/ RAETORVM ET (4) III BRACARAVGVSTANORVM ET / (5) III THRACVM ET (6) III THRACVM C(ivium) R(omanorum) ET (7) III BRI/TANNORVM ET (8) III BATAVORVM (milliaria) ET (9) IIII GAL/LORVM ET (10) V BRACARAVGVSTANORVM ET (11) VII/LVSITANORVM ET SVNT IN RAETIA SVB TI(berio) IV/LIO AQVILINO, QVINIS ET VICENIS PLVRIBVS/VE STIPENDIIS EMERITIS DIMISSIS HONES/TA MISSIONE, QVORVM NOMINA SVBSCRIPTA/ SVNT, IPSIS LIBERIS POSTERISQVE EORVM / CIVITATEM DEDIT ET CONVBIVM CVM VXO/RIBVS, QVAS TVNC HABVISSENT, CVM EST CIVITAS IIS DATA, AVT, SIQVI CAELIBES ESSENT, / CVM IIS, QVAS POSTEA DVXISSENT DVMTA/XAT SINGVLI SINGVLAS PR(idie) K(alendas) IVL(ias) / C(aio) MINICIO FVNDANO, C(aio) VETTENNIO SEVERO CO(n)S(ulibus) / ALAE 1 HISPANORVM AVRIANAE, CVI PRAEST / M(arcus) INSTEIVS M(arci) F(ilius) PAL(atina tribu) COELENVS, / EX GREGALE / MOGETISSAE COMATVLLI F(ilio), BOIO, ET VERECVNDAE CASATI FILIAE VXORI EIVS, SEQVAN(ae), / ET MATRVLLAE FILIAE EIVS. / DESCRIPTVM ET RECOGNITVM EX TABVLA AE/NEA, QVAE FIXA EST ROMAE IN MVRO POST / TEMPLVM DIVI AVG(usti) AD MINERVAM.



Tafel 2 - Außenseite


Q. POMPEI HOMERI / L. PVLLI VERECVNDI / P. CAVLI VITALIS / P. ATINI AMERIMNI / C.TVCIANI SATVRNINI / Q. APIDI THALLI / C. VETTIENI MODESTI


Ubersetzung

Der Imperator Caesar, des göttlichen Nerva Sohn, Nerva Traianus Augustus, Germanicus, Dacicus, Pontifex maximus mit tribunicischer Gewalt zum elftenmal, Imperator zum sechstenmal, Konsul zum fünftenmal, Vater des Vaterlandes, hat den unten namentlich aufgeführten Reitern und Fußsoldaten der 4 Reiterregimenter (Aufzählung) und 11 Kohorten (Aufzählung), die in Rätien unter (dem Procurator) Tiberius Iulius Aquilinus stehen, nach 25 oder mehr Dienstjahren, bei ehrenvoller Entlassung, denen, deren Namen unten aufgeführt sind, ihren Kindern und deren Nachkommen das Bürgerrecht verliehen und das Recht zur Ehe mit den Frauen, die sie bei Verleihung des Bürgerrechtes hatten, oder wenn sie ledig sind, mit den Frauen, die sie später heiraten, sofern es sich um eine Frau handelt, am Tage vor den Kalenden des Juli, im Konsulatsjalir des Gaius Minicius Fundanus und Gaius Vettenius Severus — am 30. Juni 107 n. Chr. An den in der Ala I Hispanorum Auriana - - unter Marcus Insteius Coelenus, des Marcus Sohn, vom Stimmkörper Palatina - - dienenden Gemeinen Mogetissa, Sohn des Comatullus, einen Boier, und dessen Frau Verecunda, Tochter des Casatus eine Sequanerin und deren Tochter Matrulla.

Überprüfte Abschrift von der Bronzetafel, die in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des göttlichen Augustus beim Standbild der Minerva angeschlagen ist (auf dem Palatin).


Lit.: CIL 16,51 Nr. 55





2. 4 Würfel und 38 Spielsteine, Bein (N). Das Brettspiel ist sehr beliebt.



Spruchbecher, grauschwarz mit weißer Tonmalerei. FO und AO: Köln, Römisch-Germanisches Museum:


3. Zylindrischer Napf. - H 6,8 cm. - FELIX ‚Sei glücklich!‘ — Inv. Köln 171. — Niederbieber S. 37 Abb. 14.


4. Kanne mit hakenartigem Rand -H 22,5 cm. -DA Mi ‚Gib mir!‘ - Lnv.Köln 4181. - Niederbieber S. 36 Abb. 12.


5. Bauchige Flasche mit trichterförmigem Hals. – H 13,5 cm. — AMO TE ‚Ich liebe dich!‘ — Inv.Köln 2500. Niederbieber 5. 36 Abb. 12.


6. Zylindrischer Napf. - H. 7,8 cm. - DA MERUM‚Gib mir reinen, unvermischten Wein!‘ — Inv.Köln 29,1535. — Niederbieber 5. 37 Abb. 14.


7. Rauchige Flasche mit Dellen und trichterförmigem Hals. - H. 19 cm. - SVME ‚Nimm!‘ - Inv.Köln N 2592. — Niederbieber 5. 36 Abb. 12.


8. Rauchiger Becher mit konischem Hals. - H. 15 cm. - AVE VITA ‚Sei gegrüßt, mein Liebchen!‘ - Inv. Köln 30, 732. — Niederbieber 33.


9. Rauchiger Becher mit zylindrisch-konischem Hals. - H. 9 cm. — AVE ‚Sei gegrüßt!‘ — Inv.Köln 25,910. — Niederbieber 33.


10. Rauchiger Becher mit Dellen und zylindrischem Hals. - H. 15,7 cm. - SITIO‚Ich habe Durst!‘ - lnv.Köln N 2531. — Niederbieber 33.


11. Einhenkelltrug, ocker. - H. 18,5 cm. - Inv.F 58,98. - F0: Stuttgart-Bad Cannstatt. - 2.Jhd. n.Chr.


12. Becher mit Karniesrand, graubraun. H-. 8,8 cm. Inv. 70,36.9. - FO: Öhringen, Hohenlohekreis. 2.Jh.n.Chr.


13. 2 Tonlampem, graubraun. - L. 11,3 bis 11,8 cm. Inv.R 164,80.241. - FO: Rißtissen, Alb-Donau-Kreis.



Lit.: S. Loeschcke, Denkmäler vom Weinbau aus der Zeit der Römerherrschaft an Mosel, Saar und Ruwer (Trier 1933).- M. Bös, Aufschriften auf rheinischen Trinkgefäßen der Römerzeit, in: Kölner Jahrb. 3, 1958. 22ff.-D.Baatz, Römer und Germanen am Limes 1966, 43 ff. Ph.Filtzinger, Römischer Weinkeller Oberriexingen (Stuttgart 1970) Faltblatt. -S. Junghans. Diorama in Oberriexingen. Weinernte in römischer Zeit (Stuttgart 1972).-O.Roller, Die Landwirtschaft in den Nordprovinzen des römischen Reiches. Oberriexingen 1, 1973.- Ders., Römische Erntewerkzeuge: 1. Sicheln und Sensen Oberriexingen 3,1974.- Ders., Römische Erntewerkzeuge: III Baum-und Rebmesser. Oberriexingen 5, 1976.- U. Körber-Grohne, Pflanzenanbau auf römischen Gutshöfen. Oberriexingen 8. 1978.







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